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05.06.24 | 7 min

Berufliche Vorsorge? Keine weiteren Fragen!

Einmal jährlich veröffentlicht die Weibel Hess & Partner AG (WHP) in der Sonntagszeitung sowie der Zeitung Finanz und Wirtschaft einen informativen Pensionskassenvergleich. Das Thema sorgt oft für Fragezeichen. Um mehr Klarheit zu schaffen, haben wir mit Bruno Gismondi – Senior Berater und Partner bei WHP – gesprochen. Und die wichtigsten Tipps erhalten.

Bruno Gismondi, für den jährlichen Pensionskassenvergleich führen Sie ein «Mystery Shopping» durch. Was hat dies zu bedeuten?

Beim Mystery Shopping wird eine «verdeckte Anfrage» ausgeschrieben. Das bedeutet, die Vorsorgelösung eines echten KMUs wird bei allen Teilnehmenden des PK-Vergleichs ausgeschrieben. Die Kostenunterschiede bei den Pensionskassen sind enorm. Für die gleichen Leistungen verlangen die teureren Pensionskassen fast dreimal so hohe Prämien wie die günstigen. Die Ergebnisse zeigen deutlich: Vergleichen lohnt sich.

Die Altersvorsorge steht an einer der ersten Stellen im Sorgenbarometer der Schweizer Bevölkerung. Zu Recht?

Ja, das ist absolut gerechtfertigt. Die Altersvorsorge und die Risikoabdeckung betreffen alle Personengruppen. Um ein angemessenes Einkommen und eine gute Lebensqualität im Alter sicherzustellen, ist es entscheidend, frühzeitig vorzusorgen. Daher ist es für mich nicht überraschend, dass die Altersvorsorge eine hohe Priorität auf dem Sorgenbarometer der Schweizer Bevölkerung einnimmt.

Haben sich die Anliegen Ihrer Kundschaft in den letzten Jahren verändert? Stellen Sie Generationenunterschiede fest?

Generell befassen sich die Unternehmen wie auch die Mitarbeitenden intensiver mit der Thematik der beruflichen Vorsorge als früher. Letztere stellen vermehrt Anforderungen an den Arbeitgebenden. Der Fokus der jungen Generation liegt im Vergleich zur älteren Generation stärker auf dem ausbezahlten Lohn. Ihr Bedürfnis liegt tendenziell darin, nicht zu viel zu sparen und dafür Ende Monat mehr Lohn zu erhalten. Bei den Personen ab Mitte 30 stehen das Sparen und die Absicherung der Familie im Vordergrund. Die Menschen ab 50 konzentrieren sich hauptsächlich aufs Sparen sowie auf Einkäufe in die Pensionskasse. Das Aufbessern des Alterskapitals durch die höheren Sparbeiträge und Einkäufe gibt hinsichtlich Pensionierung eine grössere finanzielle Sicherheit.

Wie steht es um das Thema Nachhaltigkeit? Inwiefern ist sie für die Unternehmen und die Versicherten relevant?

Die Pensionskassen sind mit ihren gewichtigen Anlagevolumen einflussreiche Investoren. Mit einer weitsichtigen Anlagetätigkeit können sie die Kapitalströme weg von Firmen lenken, die dem Planeten schaden, hin zu Unternehmen, die verantwortungsbewusst handeln. Für Unternehmen kann dies relevant sein: Gerade, da dieses Thema – vor allem auch bei den jüngeren Mitarbeitenden – einen hohen Stellenwert geniesst. Dies kann bei der Wahl der neuen Pensionskasse ein gewichtiges Merkmal sein. Vor allem Vorreiter in der Branche haben bewiesen, dass eine nachhaltige Strategie keinen negativen Einfluss auf die Rendite haben muss. Im Gegenteil: Die Kassen, die diesbezüglich eine Vorbildrolle einnehmen, brillieren seit Jahren mit einer überdurchschnittlichen Rendite.

Wie hat sich der Pensionskassenmarkt generell im Vergleich zu den Vorjahren verändert? Welchen Einfluss nimmt die demografische Entwicklung?

Die demografische Entwicklung hat einen entscheidenden Impact auf den Markt. Durch die höhere Lebenserwartung wird die Verzinsung der Altersguthaben zunehmend tiefer, da immer mehr Geld für die Altersrenten benötigt wird. Dies, da der aktuelle gesetzliche Umwandlungssatz (6.8% auf obligatorisches Altersguthaben) nicht die aktuelle Lebenserwartung widerspiegelt (20 Jahre nach Erreichen des Referenzalters 65). Rein rechnerisch müsste der Umwandlungssatz gegen 5% tendieren. Klar zu erkennen sind demzufolge die Tendenzen zu immer tieferen Umwandlungssätzen, zudem hin zu einer restriktiveren Annahmepolitik der Pensionskassen. Einige Pensionskassen gehen ausserdem neue Wege und trennen beispielsweise die Spar- und Risikoleistungen.

Welche Rolle spielt die Digitalisierung bei den Pensionskassen? Inwiefern spüren dies die Versicherten?

Die Plattformen und Kundenportale der Pensionskassen werden immer funktionaler. Heutzutage können sich die Versicherten online bei ihrer Pensionskasse anmelden und haben alle wichtigen Informationen jederzeit im Überblick. Funktionen wie beispielsweise die einfache Berechnung der freiwilligen Einkäufe sorgen für ein benutzerfreundliches User-Erlebnis.

Was empfehlen Sie KMU, die unter Zeitdruck stehen und keine Zeit dafür aufwenden können / möchten, sich ums Thema der beruflichen Vorsorge zu kümmern?

Da das Thema zu wichtig und gleichzeitig komplex ist, empfehlen wir die Zusammenarbeit mit einem Broker. Die Fachspezialisten kennen den Markt, die Anbieter und die Bedürfnisse der Arbeitgebenden sowie der Arbeitnehmenden. Die Fachpersonen werden die Pensionskasse periodisch überprüfen und optimieren. So können sie individuell die für Ihr Unternehmen passende Lösung finden.

Thema Fachkräftemangel: Kann ich als Unternehmen bestimmte Pensionskassenlösungen zum Anwerben von Fach- oder Arbeitskräften nutzen?

Auf jeden Fall! Eine gute Pensionskassenlösung ist im Wettbewerb um Fachkräfte in der heutigen Zeit matchentscheidend. Wenn Unternehmen mit umfassenden Risikoleistungen, attraktiven Sparleistungen und einer besseren Finanzierung durch den Arbeitgebenden punkten, kann das der ausschlaggebende Vorteil sein. Viele Unternehmen haben bereits ausgezeichnete Lösungen, promoten diese aber bei Einstellungsgesprächen zu wenig. Hier unser Tipp: Tue Gutes und sprich darüber!

Wie regelmässig sollte man als Unternehmen die Vorsorgelösung für die Mitarbeitenden überdenken?

Alle drei bis fünf Jahre oder per Ablauf des Vertrages. Der Wettbewerb unter den Pensionskassenanbietern spielt weiterhin. Nebst den Kosten gilt es aber, weitere Faktoren zu berücksichtigen. Für welchen Betrieb sich welche Lösung eignet, kann nicht generell beantwortet werden. Je nachdem, ob maximale Sicherheit, oder ob höhere oder tiefe Risiko- und Verwaltungskosten im Mittelpunkt stehen, fällt der Entscheid anders aus.

Können Sie uns die drei wichtigsten Tipps hinsichtlich Pensionskasse für Arbeitgebende nennen?

1. Regelmässige Überprüfung der Vorsorgelösung (Risiko- und Kostenoptimierung)
2. Regelmässiges Informieren der Mitarbeitenden
3. Splitting der Vorsorgelösung mit Basis- und Zusatzkasse prüfen (Rendite- und Steueroptimierung)

Und welche drei Tipps haben Sie für die Arbeitnehmenden?

1. Vorsorgeausweis genau anschauen!
2. Risikoleistungen überprüfen, wenn nötig individuelle Lücken privat abdecken. Stichwort Dritte Säule (Spar- oder Risikoversicherung) bei der Bank oder der Versicherung
3. Einkaufspotenzial nutzen (Steueroptimierung)

 

Zur Person

Brun0 Gismondi ist Senior Berater und Partner bei Weibel Hess & Partner (WHP). WHP ist seit 1995 als erfolgreicher unabhängiger Vermögensverwalter und Versicherungsbroker tätig. WHP berät Unternehmen und Privatpersonen in den Themen Vermögen, Vorsorge und Versicherung ganzheitlich und übergreifend.

Weibel Hess & Partner (WHP)

Hier geht's zum Pensionskassenvergleich.

Auf pensionskassenvergleich.ch veröffentlicht WHP umfassende Umfrageergebnisse zum Pensionskassenmarkt der Schweiz. Verglichen werden Risiko- und Verwaltungskosten, Performance und Verzinsung, aber auch den Umwandlungssatz und die Servicequalität der einzelnen Pensionskassen. 

Anja Hammerich | © Wirtschaftsförderung Luzern

Anja Hammerich
Projektleiterin Kommunikation/Content

Telefon +41 41 367 44 08